Axon-News

Maschinenpark und Prozessdenken auf höchstem Niveau

Viele Lebensläufe in der EMS-Branche verlaufen ziemlich gradlinig: Ausbildung, Studium, Einstieg mit nachfolgenden Aufstieg. Bei AXON Electronics aus Inning am Ammersee jedoch begann alles anders – mit einer Begegnung, die zu einer Erfolgsgeschichte wurde, wie sie nur das wahre Leben schreiben kann.

» Autorin: Doris Jetter

Vom glücklichen Zufall über den Minijob zur erfolgreichen Unternehmensnachfolge – so prägen persönliche Begegnungen und Prozessdenken ein Unternehmen nachhaltig. Denn der heutige Inhaber Martin Mader-Albrecht hatte ursprünglich ganz andere Pläne. Als gelernter Groß- und Außenhandelskaufmann sowie Fachinformatiker mit späterem betriebswirtschaftlichem Studium der Fachrichtung Wirtschaftsinformatik faszinierte ihn von Anfang an weniger das Programmieren als die Frage: Wie greifen eigentlich Prozesse und Abläufe in Unternehmen ineinander, wo sind die Schnittstellen, wo kann man durch kluge Workflows echten Mehrwert schaffen?

„Nicht geplant, sondern eben über einen glücklichen Zufall kam ich in die Branche“, erklärt der heutige Inhaber. „Denn ich kannte Frank Schlotz, den Gründer und damaligen Eigentümer des Elektronik-Dienstleisters, der mir damals die IT-Leitung als Minijobber anbot.“ Und was zunächst als Minijob begann, entwickelte sich schnell zu mehr: Aus beruflichen Gesprächen am Wochenende und technischem Austausch wurde eine feste Größe. „Frank und ich haben damals viel zusammengesessen. Anfangs ging es um IT-Themen, aber immer mehr fragte ich auch: Was macht AXON eigentlich genau und welche Prozesse sind wichtig? Frank hat mir alles geduldig erklärt und so erlangte ich zunehmend das Verständnis, was die Branche ausmacht und wie die Abläufe ticken.“

Vom sicheren Hafen in unbekannte Gewässer

Die erste vorsichtige Anfrage von Frank Schlotz, ob er sich vorstellen könne, ganz zu AXON zu wechseln, lehnte der heutige Geschäftsführer damals noch ab. Kein Wunder, er war in seinem noch jungen Alter bereits in einer verantwortlichen Position bei einem etablierten Mittelständler tätig und hatte sich dort bereits ein beachtliches Standing erarbeitet – mit gerade mal Anfang 20. „Ich war in meinem Bereich als kaufmännischer Informatiker mit meinen zwei abgeschlossenen Ausbildungen kein klassischer Lehrling mehr. Mir gefiel meine Rolle, hatte Verantwortung und Freiheiten, das wollte ich nicht so schnell aufgeben.“

Doch das Interesse an AXON ließ Martin Mader-Albrecht nicht los. Die Prozesse, die Menschen und die Chance, etwas Eigenes aufzubauen, reizten immer mehr. Als nach einem halben Jahr die Frage erneut kam, rang er sich durch und wechselte in Vollzeit zum Elektronik-Dienstleister. „Frank teilte damals mit, dass er einen Nachfolger suche. Die Idee war insofern: Ich steige erst ein, lerne das Geschäft intensiv kennen und nach ein bis zwei Jahren entscheiden wir gemeinsam, ob das passt.“

Der Sprung ins kalte Wasser

Schon nach etwa einem Jahr liefen nahezu alle Kunden- und Lieferantenkontakte über Martin Mader-Albrecht, Frank Schlotz zog sich Stück für Stück zurück, um den Weg für eine Nachfolge zu ebnen. Die Übernahme wurde – typisch für AXON – pragmatisch, mutig und ohne große Absicherungen umgesetzt. „Der Businessplan wurde geschrieben und gemeinsam ein Weg gefunden, der bei der Bank gut ankam. Der Schuldenberg hat mich nie beängstigt, weil ich das Unternehmen kannte und wusste: Das bringe ich wieder ins Lot.“ Mit der letzten Überweisung an Frank Schlotz war er schließlich endgültig raus. Die Übergabe verlief für Kunden und die vielen Mitarbeitenden nahezu unbemerkt. „Für mich war das ein großes Glück, da ich auf bestehende Strukturen aufbauen, aber auch meine eigenen Ideen und Schwerpunkte einbringen, konnte.“

Mit Prozessen zu Wachstum

Wer einmal den Maschinenpark gesehen hat, versteht schnell: Hier steckt nicht nur Technik, sondern auch eine klare Haltung dahinter. Modern, vielseitig und auf sehr hohem Niveau ausgestattet – das ist die Basis. Aber entscheidend ist, wie man damit umgeht. „Für mich heißt das: Prozessdenken. Welche Schritte braucht es, um ein Ziel zu erreichen? Was braucht es, damit ein Produkt am Ende genau das kann, was der Kunde erwartet? Diese Fragen treiben mich an. Wichtig ist für mich, im Gespräch zu bleiben. Ich frage nach, manchmal auch scheinbar ‚dumme Fragen‘ – aber genau dadurch versteht man die Anwendungen der Kunden besser. Ich interessiere mich für fast alles und nehme jedes neue Wissen nach wie vor gerne mit. Zudem begleitet mich die Leidenschaft für Maschinen seit Kindheitstagen. Das liegt vielleicht auch daran, dass mein Vater Feinmechaniker ist und ich früh erlebt habe, wie viel Präzision in diesem Handwerk steckt. So kam eins zum anderen: Die Begeisterung für Technik, das Sammeln von Maschinen, das Austesten von Möglichkeiten. Heute verbinde ich moderne Maschinen, Anwendungen und Prozesse, finde so schnell saubere Lösungen, so dass wir mit unserem Equipment problemlos mit den „Großen“ mithalten können.“

Der Hersteller von elektronischen Geräten ist seitdem kontinuierlich und nachhaltig gewachsen, von 10 auf heute 30 Mitarbeiter, von etwa 1,5 auf rund 6 Millionen Euro Umsatz. Das Wachstum war dabei nie Selbstzweck, sondern stets Mittel zum Zweck: „Wir wollten nie sprunghaft wachsen“, wie der Geschäftsführer betont, „sondern gezielt eine möglichst breite Kundenbasis aufbauen. Es ging uns immer um Partnerschaften auf Augenhöhe, nicht um Abhängigkeiten.“

Stark in der Region verwurzelt

Daher kaum verwunderlich, dass das Unternehmen heute vor allem regional stark verwurzelt ist. Mehr als 95 Prozent der Umsätze stammen von Kunden, die nicht weiter als eine Autostunde entfernt sind. „Für uns sind die Branchen fast nebensächlich. Hauptsache, der Kontakt ist eng und persönlich. Denn unsere Stärke ist die Nähe zum Kunden: Wir können direkt zusammensitzen, Anwendungen durchsprechen und so Projekte rasch voranbringen.

Gerade die Nähe und Flexibilität machen uns so zur ersten Wahl für viele kleine und mittlere Unternehmen, für die große EMS-Anbieter oft zu unpersönlich, kleine zu spezialisiert sind. Wir wollten bewusst nicht mit den ganz Großen konkurrieren, etwa in der Automotive-Branche, wo der Preisdruck enorm ist und Kundenbeziehungen oft anonym bleiben. Uns war es ausgesprochen wichtig, als zuverlässiger Partner für kleine und mittlere Unternehmen in der Region wahrgenommen zu werden. Wir arbeiten viel für Messtechnik, Medizintechnik, aber auch für Spezialanwendungen und sogar ein wenig für die Kosmetikbranche.“

Zertifizierung schafft Vertrauen

Ein entscheidender Schritt war die frühe Zertifizierung nach ISO 9001 und 13485, als wichtiger Vertrauensbeweis für viele Kunden, insbesondere aus der Medizintechnik. „Das hat sich bewährt, denn so kamen immer wieder neue Kunden über Empfehlungen hinzu und wir konnten uns in einer attraktiven Nische etablieren.“


Entwicklungskapazitäten werden bewusst schlank gehalten und auf starke Partnerschaften im Netzwerk gesetzt, statt alles selbst machen zu wollen – nach dem Motto: „Schuster, bleib bei deinen Leisten“. So entstand ein belastbares Netzwerk aus Geschäftspartnern, das Innovation und Flexibilität sichert, ohne sich zu verzetteln.

AXON Electronics ist ein Paradebeispiel dafür, wie nachhaltiges Wachstum, persönliche Beziehungen sowie ein gutes Netzwerk ein Unternehmen stabil und krisenfest machen können. Nicht der reine Zufall, sondern die Fähigkeit, Chancen zu erkennen und aktiv zu gestalten, zeichnen den Weg zum Erfolg.

Drei Fragen an Martin Mader-Albrecht

Wie sind Sie in die Branche gelangt?

Martin Mader-Albrecht: In die Branche bin ich ursprünglich über einen glücklichen Zufall gekommen: Ich kannte den Gründer und damaligen Besitzer persönlich und habe zunächst als Minijobber ausgeholfen. Daraus ergab sich die Gelegenheit, zunehmend Verantwortung zu übernehmen – schließlich auch die Leitung der IT. Es war also der direkte Kontakt und das Kennenlernen, das mir den Einstieg ermöglicht hat.

Auf was können Sie in Ihrem Berufsalltag nicht verzichten?

Ich möchte auf vieles nicht verzichten – aber unverzichtbar sind für mich meine Geschäftspartner und mein berufliches Netzwerk. Genau das brauchen wir in unserer Branche: ein Miteinander, bei dem man auf Augenhöhe spricht, ganz egal, wer einem gegenübersitzt.

Wenn Sie einen Wunsch frei hätten, wen würden Sie gern treffen?

Ehrlich gesagt vermisse ich niemanden. Ich hatte schon das große Glück, so viele interessante Menschen zu treffen – dank meines Netzwerks, aber auch einfach durchs Leben. Am meisten zählt für mich aber, dass ich meine Frau getroffen habe. Alles andere wird dadurch zweitrangig.

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